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Einblick in die Konservierungswerkstatt

Damit Sie noch lange Originale in die Hand nehmen können, investiert die Deutsche Nationalbibliothek in verschiedene präventive Konservierungsmaßnahmen, um Schäden an den Beständen zu vermeiden. Dabei handelt es sich vor allem um:

  • archivgerechte Verpackung,
  • Bestandsreinigung,
  • Massenentsäuerung,
  • konservatorische Sicherung.

Ausgerichtet an aktuellen Normen und Standards der Bestandserhaltung kombinieren wir diese Maßnahmen häufig miteinander.

Mit Einmalhandschuhen geschützte Hände reinigen mit dem Bücherstaubsauger einen Bucheinband

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Museumsstaubsauger im Einsatz

Präventive Konservierungsmaßnahmen

Monitoring und systematische Zustandserhebung

Wir wollen jederzeit einen Überblick über den Erhaltungszustand unserer Bestände haben, um Maßnahmen zur Bestandserhaltung sinnvoll planen zu können. Werden zum Beispiel Verpackungs- oder Reinigungsmaßnahmen geplant, ist es wichtig zu wissen, welche Medien auf welchem Trägermaterial und in welchem Ausmaß verschmutzt sind.

Zu diesem Zweck erfassen wir im Rahmen eines regelmäßigen Monitorings den Zustand aller physischen Objekte unserer Sammlung. Akute Schadensbilder wie etwa Insektenbefall werden damit frühzeitig erkannt. Den Zustand für alle Bestandsgruppen und in allen Magazinen erheben hierfür eigens geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die so gewonnenen Daten dokumentieren wir in der Anwendung „Bonpland“. Diese eigens für uns entwickelte App macht es möglich, den Zustand unserer Bestände statistisch valide zu erfassen und auszuwerten.

Massenentsäuerung

Die Sammlung der Deutschen Nationalbibliothek ist durch ein Schadensbild besonders gefährdet: die beschleunigte Alterung der Cellulose, dem Grundbaustein von Papier, unter Einfluss von Säure. Die Papiere aus den Zeiträumen von etwa 1850 bis 1990 sind herstellungsbedingt unterschiedlich stark von diesem Phänomen betroffen. Schäden wie Brüchigkeit oder Vergilbung kommen deshalb in verschiedenen Intensitäten vor.

Seit 1994 lassen wir unsere Bestände daher entsäuern. Im Verfahren der sogenannten Massenentsäuerung wird die Säure im Papier neutralisiert und eine alkalische Reserve eingebracht. Jedes Jahr werden so mehrere Tonnen an Bibliotheksgut durch einen Dienstleister entsäuert, begleitet durch interne Qualitätskontrollen.

Im Projekt „Nachhaltigkeit der Massenentsäuerung von Bibliotheksgut" haben wir auf der Basis naturwissenschaftlicher Untersuchungen die Nachhaltigkeit der Massenentsäuerung evaluiert. Grundlage bildeten die Bestände der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig und der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, die zwischen 1994 und 2006 sowie 1998 und 2006 entsäuert wurden. Die chemischen Analysen führte das Department für Chemie der Universität für Bodenkultur Wien durch. Neben dem pH-Wert und der alkalischen Reserve wurde mithilfe einer künstlichen Alterung das Langzeitverhalten der entsäuerten Papiere untersucht. Ein wichtiges Ergebnis war, dass der Effekt der Entsäuerung umso stärker ausfällt, je geringer die Schädigung zu Beginn der Behandlung ist. Im Idealfall lässt sich der Abbau des Papiers durch die Entsäuerung in etwa um den Faktor drei verlangsamen – ganz aufzuhalten ist er allerdings nicht.

Weitere Informationen

Verpackungen und Bestandsreinigung

Eine wichtige präventive Maßnahme ist die zielgerichtete Verpackung von Medien. Archivgerechte Verpackungen schützen vor Staub, mechanischen Schäden und sonstigen äußeren Einflüssen. Pro Jahr werden rund 50.000 Medien neu verpackt – das sind etwa zwei Kilometer Regalböden.

Nicht verpackte Medien reinigen wir regelmäßig und systematisch mit Museumsstaubsaugern. Diese sind mit Spezialfiltern, einer exakt definierten Saugleistung und passenden Saugaufsätzen oder -bürsten ausgestattet, sodass kein Schaden am Medienwerk entstehen kann. Auf diese Weise werden jedes Jahr mindestens fünf Regalkilometer Medien vom Staub befreit.

Konservatorische Betreuung von Digitalisierungsmaßnahmen und Ausstellungen

Digitalisierungsmaßnahmen an Printmedien werden konservatorisch betreut: Im Vorfeld prüfen wir, ob die gedruckten Medienwerke für die Digitalisierung geeignet sind und dokumentieren den Ist-Zustand. Dann werden die ausgewählten Werke für die Digitalisierung vorbereitet und nach der Erstellung des Digitalisates im Rahmen eines Qualitätsmanagements nochmals auf Schäden geprüft.

Wir digitalisieren vor allem Medien, deren Papier so stark geschädigt ist, dass keine konservatorischen oder restauratorischen Maßnahmen mehr durchgeführt werden können. Die Originale werden nach der Digitalisierung optimal verpackt und gelagert, jedoch aufgrund ihres Erhaltungszustands nicht mehr ausgeliehen. Das Digitalisat der so „mumifizierten“ Druckwerke sichert den Inhalt und ermöglicht eine weitere Benutzung als digitale Kopie.

Ausstellungen werden insbesondere bei der Planung, aber auch während der Laufzeit konservatorisch betreut. Mögliche Vorschäden sowie die Eignung der Objekte für eine Ausstellung werden vorab geprüft. Näheres zum Thema Ausstellungen finden Sie auch im Bestandserhaltungskonzept.

Notfallmanagement

Sollte ein Notfall wie zum Beispiel ein Wasserschaden eintreten, dann ist schnelles Handeln zur fachgerechten Bergung, Reinigung und Sicherung der Materialien gefordert. Dafür hat die Deutsche Nationalbibliothek ein eigenes Notfallmanagement. An beiden Standorten gibt es jeweils eine Arbeitsgruppe zur Notfallplanung. Ihre Aufgabe ist unter anderem die Erstellung und fortlaufende Aktualisierung von Notfallplänen sowie die laufende Überprüfung der Notfallboxen.

Die Deutsche Nationalbibliothek ist aktiv im „Notfallverbund Leipziger Archive und Bibliotheken“ beteiligt, der am 21. Mai 2012 gegründet wurde und seitdem den regelmäßigen Austausch der beteiligten Institute fördert.

Weitere Informationen

Weitere Informationen

Bestandserhaltungskonzept der Deutschen Nationalbibliothek

Notfallvorsorge in Archiven - Empfehlungen der Archivreferentenkonferenz ausgearbeitet vom Bestandserhaltungsausschuss

Inhalte und Umsetzung von Notfall- und Evakuierungsplänen

YouTube-Video: "Wenn Bücher sauer werden... - Die Massenentsäuerung auf dem Prüfstand"

Letzte Änderung: 09.11.2020
Kontakt: bestandserhaltung@dnb.de

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